Die Sankt-Peter-Kirche in Thaon (11.-12. Jahrhundert)

Die dem heiligen Petrus gewidmete alte Kirche in Thaon wurde im 11. und 12. Jahrhundert, abgelegen vom Dorf, im Weiler La Vallée, am Ufer der Mue errichtet. Mit Thaon, Barbières und Bombanville gehörte damals dieser Weiler zur mittelalterlichen Pfarrgemeinde.
Das herrschaftliche Gebiet Thaon hing von der mächtigen Baronie von Creully ab, die von Hamon dem Bezahnten gegründet worden war. Im 12. Jahrhundert unterlag nämlich das ganze Bessin, von der Orne bis zur Vire, der Kontrolle der Barone von Creully. Die Sankt-Peter-Kirche stand unter der Schirmherrschaft des Domkapitels von Bayeux, das in Thaon beträchtliche Ländereien besaß. Zweifelsohne ist die vortreffliche Bauweise der alten Kirche auf die Macht der Barone von Creully sowie auf den Ruhm dieser Schirmherrschaft zurückzuführen.

Vue generale de l'eglise Saint-Pierre de Thaon dans la vallee

Die Kirche besteht aus einem Chor, aus einem Hauptschiff, das urspünglich mit Seitenschiffen versehen war, und aus einem Turm in der Mitte :

Vue depuis le chevet de l'eglise Saint-Pierre de Thaon      Le clocher de l'eglise Saint-Pierre de Thaon

Mit ihren Kragsteinen, ihrem Schachbrettmuster (im Süden und auf den Giebelwänden) und ihren Kapitellen, deren Skulpturen sich an die der Bauwerke von Bayeux und der Dreifaltigkeitskirche von Caen anlehnen, hat die alte Kirche von Thaon ihr romanisches Äußeres bewahrt. Offensichtlich hat die Kirche in Thaon von der Erfahrung begabter Künstler profitiert, die in den benachbarten Baustellen wirkten.

Mur gouttereau sud et modillons de l'eglise Saint-Pierre de Thaon

Im 13. Jahrhundert wurden an der Südwand breite gotische Spitzbogenfenster geöffnet, um in den Chor mehr Licht zu bringen. Am Ende des 17. oder ganz zu Beginn des 18. Jahrhunderts (dem Pfarrarchiv nach kurz vor 1729), wurden die Seitenschiffe abgerissen und die großen Langhausarkaden völlig zugemauert. Um die Feuchtigkeit dieses Gebiets, das die Einrichtung von Mühlen der Mue entlang sumpfiger gemacht hatte, wurde das Bodenniveau der Kirche sowie des umgebenden Friedhofs um etwa 80 cm angehoben. In den Jahren 1771-1772 wurde die Kirche Gegenstand einer Restaurierungsaktion, bei der u.a. das Westportal renoviert wurde.

Vue generale de l'eglise Saint-Pierre de Thaon      Vue par l'ouest de l'eglise Saint-Pierre de Thaon

Schon am Anfang des 19. Jahrhunderts erweckte die Kirche in den französischen und englischen Liebhabern der Antike Interesse, die ihr mehrere Studien widmeten. Als Meisterwerk der Romanik anerkannt, wurde sie 1840 unter Denkmalschutz gestellt, als der Gottesdienst in die neue Kirche verlegt wurde. Eine zwischen 1896 und 1902 ausgeführte Renovierung legte die eingemauerten Kapitelle frei, setzte das aus dem 15. Jahrhundert stammende Balkenwerk sowie die Bedachung wieder in Stand. Von 1994 bis 1999 wurde eine neue Restaurierungsaktion eingeleitet : der Glockenturm, der einzustürzen drohte, wurde von Grund auf renoviert, ebenso wie der Dachstuhl und die Dachhaut des Chors und des Hauptschiffes.

Die von 1998 bis 2011 durchgeführten Ausgrabungen haben eine antike Besetzung mit kultischer Bestimmung (Fanum) ans Tageslicht gebracht, mit einer Furt verknüpft, die sich in der Nähe befand und die Überquerung der Mue ermöglichte. Im Laufe des 4. oder 5. Jahrhunderts entwickelte sich eine kleine Nekropole rund um das antike Heiligtum, die zur Einrichtung einer Memoria führte. Ein ursprünglicher christlicher Bau wird im 7. Jahrhundert bestätigt, dann um die Wende vom 7. zum 8. Jahrhundert durch eine neue Kirche ersetzt. Veränderungen werden zur Zeit der Karolinger vorgenommen, damit sich der Bau an die Entwicklung der Liturgie anpasst. Etwa um die Jahre 1087-1090 wurde eine erste romanische kreuzförmige Kirche gebaut, die um einen dreistöckigen Glockenturm herum angeordnet ist. Von letzterem abgesehen entsteht zwischen 1130 und 1150 ein vollständig neues Gebäude.

Beinahe 460 Gräber aus der Zeit vom 7. bis zum 18. Jahrhundert wurden untersucht. Außer ihrem anthropologischen Wert haben es die Ausgrabungen ermöglicht, die Entwicklung der Bestattungspraktiken und die verschiedenartigen Grabstellen zu bestimmen.

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Pour visiter l'église

Tous les dimanches de juillet et août, des visites sont assurées par les bénévoles de l'AVET, entre 15h00 et 18h30, et toute l'année sur demande.